There is no such thing as a free lunch!

Wissenswertes
2.12.2024
1.16.2025
3 Minuten

„Gratis gibt es nicht!“ beleuchtet die versteckten Kosten hinter vermeintlich kostenlosen Angeboten und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sunrise Co-Founder Martin hinterfragt in seinem Artikel Start-up-Geschäftsmodelle, staatliche Ausgaben und unser Konsumverhalten und plädiert für mehr Finanzbildung und kritisches Denken.

Den Roman “The Moon is a Harsh Mistress” kennt vermutlich niemand. Fairerweise, ich kannte ihn auch nicht. Er soll aber die Redewendung „There ain’t no such thing as a free lunch” populär gemacht haben. Unabhängig davon – den meisten von uns ist bewußt, dass es wenig, ganz ganz wenig gibt, das umsonst im Leben ist. Und so war es immer schon, und so wird es immer sein.

Gratis ist nicht! Von Opportunitätskosten …

Um etwas zu bekommen, muss man etwas anderes aufgeben oder zumindest vernachlässigen. Die dadurch entstehenden (monetären oder ideelen) Kosten, sind letztlich der Preis, den wir bezahlen, um etwas zu erhalten oder zu konsumieren. Selbst etwas gratis zu bekommen, erfordert somit stets eine Interessensabwägung. Nehme ich mir die Zeit? Gehe ich den Weg? Stelle ich die Aufmerksamkeit sicher? Nehme ich Kontakt auf? Mach ich dies oder das … weil im Ergebnis mache ich etwas anderes nicht.

Was hier philosophisch bis akademisch klingen mag, ist Teil unseres tagtäglichen Lebens. Wir treffen vergleichbare Entscheidungen fast sekündlich. Schaue ich ins Handy oder widme ich meine Aufmerksamkeit meiner Umwelt, meinen Mitmenschen, meiner Umgebung oder gönne ich mir einfach nur einen kurzen Moment der Stille. Tue ich das eine, kann ich etwas anderes nicht tun. Nichts ist somit – zumindest aus ökonomischer Sicht – kostenlos. Und die Realität bestätigt dies – doch nicht immer sind die Kosten auf die Opportunitätskosten reduziert.

… hin zu scheiternden Geschäftsmodellen

Vielfach auf die Nachwirkungen der Corona-Pandemie geschoben, erreichen einen gerade in den letzten Wochen zunehmend mediale Berichterstattung und teils auch personalisierte Informationsschreiben, dass ein gewisses Angebot nicht funktioniert bzw. ein Unternehmen in Schieflage geraten ist. Ja, ich spreche insbesondere von der Startup-Szene in Deutschland und Österreich: Eben noch mit neumodernen Arbeits- und Urlaubszeitmodellen laut krakelt, kurz darauf hunderte Leute auf die Straße gesetzt. Eben noch das zigste Gratis-Konto, die Gratis-Kreditkarte, das Gratis-Trading-Angebot lauthals – unter Einsatz vieler Millionen Euro an Werbegeldern – rausposaunt, mehr oder weniger kurz darauf, teils kleinlaut, teils frech und direkt, das Angebot einfach eingestellt, das Pricing umgestellt oder schlicht gar nichts dazu 
gesagt und hintenrum einfach ein paar Kickbacks eingesackt – freilich zum letztendlichen wirtschaftlichen Nachteil des Kunden.

Dem einen oder anderen steigen da bereits die Wettbewerbsbehörden auf die Füße – schließlich sind Lockvogelangebot und Falschinformation auch wettbewerbswidrig. Andere haben mit ihren Praktiken die Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden auf sich gezogen – ob denn da alles im besten Interesse der Kunden gemacht wurde, wird die Frage sein? Ich bezweifle es.

Die Kosten tragen nicht nur diejenigen, die dem „kostet alles nichts“ und „eh klar, gratis“ Angebot nicht widerstehen konnten, sondern auch die Allgemeinheit insgesamt. Denn was all diese Marktschreier – man entschuldige mir die Emotionalität – gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie Zeit- und Aufmerksamkeitsdiebe sind. Vernünftige, wirtschaftlich nachhaltige Angebote geraten zu leicht in den Hintergrund. Zu laut sind die Störgeräusche. Das kostet – volkswirtschaftlich auf jeden Fall – seinen Zoll.

Auch die Politik ist um nichts besser

Bitte nicht falsch verstehen. Das ist kein politisches Statement. Und doch muss das politische Dilemma, anderer Leute Geld auszugeben – im großen Spiel der Dinge, im Vergleich von sozio-ökonomischen Systemen, im Vergleich von USA vs. Europa vs. Asien – hier angesprochen werden. Vieles, was unser tägliches Leben, gerade in Westeuropa, so einzigartig, so privilegiert, so hochqualitativ macht, wird als selbstverständlich und kostenlos wahrgenommen. Ich möchte mich hier gar nicht im Benennen der unzähligen Beispiele – vom Gesundheitssystem, zu den Bildungsmöglichkeiten, hin zum Pensionssystem (das ja „der Staat bezahlt“) – aufhalten. Das Problem, das ich ansprechen möchte, ist das, dass alles, was ausgegeben wird, von irgendjemandem, irgendwann, irgendwie bezahlt werden muss. Und sei es nur dadurch, dass der- oder diejenige sich dann eben etwas anderes nicht leisten wird können. Die nächste Generation ist die, die hier sicherlich als erstes genannt werden muss. Aber diese Diskussion würde – gerade vor der aktuell in Österreich wieder geführten Erhöhung der Pensionszahlungen – hier zu weit führen … und sie würde mich, weil zulasten der Jungen geführt, zu sehr aufregen.

Umdenken!

Mir ist bewusst, dass ich hier vielleicht den Don Quijote abgebe und gegen Windmühlen kämpfe. Aber wenn wir nicht wieder beginnen unseren Hausverstand zu aktivieren und aufhören, wie Traummännchen durch die vermeintlich süße Welt des „alles kostet nix“-Landes zu schlafwandeln, werden wir irgendwann ordentlich stolpern und hart aufschlagen. Ich advokiere – dies ist mir wichtig, festzuhalten – nicht weitere Regulierung, staatliche Kontrolle oder drakonischere Strafen für gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten. Das wird ohnedies nicht funktionieren. Was wir brauchen ist ein emanzipiertes Selbstverständnis von „Was kann gehen, und was nicht“. Was wir brauchen ist Finanz- und Wirtschaftsbildung. Was wir brauchen ist Methodenwissen, sich zu neuen Themen auch mal autodidaktisch zu informieren. Was wir brauchen ist eine gebildete, qualifiziert kritische und damit letztlich freie, selbstentscheidende Gesellschaft. Beginnen wir jetzt, zu handeln! Es ist höchst an der Zeit!

Den Roman “The Moon is a Harsh Mistress” kennt vermutlich niemand. Fairerweise, ich kannte ihn auch nicht. Er soll aber die Redewendung „There ain’t no such thing as a free lunch” populär gemacht haben.

Ein Kommentar

Sunrise App herunterladen

Die Sunrise App unterstützt Euch dabei, langfristig und
damit erfolgsversprechend anzulegen.